Samichlaus, Ruppreacht, Schmuzli | Silvesterchlaus = Woodli | Lichtchläuse |
In Gossau hat das Chlausen Tradition. Seit 50 Jahren gibt es die Chlaus-Gruppe Gossau, deren Mitglieder in der Vorweihnachtszeit alle Hände voll zu tun haben.
Zwischen 100 und 140 Familien, Vereine und Firmen bekommen einen Besuch zwischen dem 2. und 8. Dezember vom Samichlaus, Knecht Ruprecht und vom Schmutzli.
Am ersten Adventssonntag startet die «Chlaus-Saison» mit dem Chlauseinzug – mit sechs in der Region einzigartigen – Lichtchläusen.
Es dauert nicht lange, 1968 ist das Geburtsjahr der Lichtchläuse. Die Form der Lichthüte (Iffelen) wird mit dem Einvernehmen der Chlaus-Gruppe Kaltbrunn gewählt. Es ist eine Annäherung an die verschollene «Iffele» des Woodtli-Chlauses. Diese Lichthüte werden in unzähligen Stunden durch Hans Roos von Hand gefertigt. Die Hülle wird aus festem, extra starken Karton gefertigt. Mit Schnitzwerkzeugen werden die stilvollen Ornamente aus dem Karton ausgestochen. Die ausgestanzten Öffnungen werden dann auf der Innenseite mit farbigem Seidenpapier beklebt. Diese fertigen Vorder- und Hinterseiten werden dann auf einem ovalen Kopfbrett befestigt und mit den Seiten verbunden. Schliesslich wird noch die Halterung für die Kerze montiert.
Der erste Chlauseinzug führt von Herschmettlen durch den Wald zum Altersheim Grüneck. Zwei Lichtchläuse (mit den brennenden Kerzen in der Iffelen) führen den Einzug an. Geld war nicht vorhanden und so werden die Treicheln für die beiden Lichtchläuse ausgeliehen. Danach folgen Samichlaus, Knecht Ruprecht und ein Schmutzli führt das Pony.
1969 kommen dann weitere vier Lichtchläuse dazu. Die neuen Iffele werden in unzähligen Stunden von Hand gefertigt. Alle Sechs zeigen Sujets der Wachtenwappen von Gossau (Herschmettlen: Tabakpfeifen / Grüt: Schilf / Bertschikon: Rosen / Ottikon: schwarzer Otter mit Fisch im Mund und Blick nach rechts / Gossau: Ball und Gemeindewappen von Gossau: roter Otter, Blick nach links mit Ball auf dem Kopf). Hans Roos mietet drei Treicheln im Toggenburg die restlichen drei erhält er leihweise von einem Bauern in Herschmettlen. So kommt es im Grüt zum ersten Chlauseinzug mit Vollbesetzung.
Im Jahr 1970 wird der Wunsch nach eigenen Treicheln immer grösser. Dank einer Haussammlung – mit einem enormen Effort von Hans Roos - der Unterstützung von Privatpersonen, Firmen und der Gemeinde Gossau wird der Betrag von rund CHF 5‘000 für den Erwerb der Treicheln gesammelt. Zwei sorgfältig aufeinander abgestimmte Geläute werden angeschafft. Mit stolz und Würde wird dieses neue Geläut am Chlauseinzug präsentiert.
Ernst Brugger (1914 – 1998) von Gossau wird 1970 Bundesrat und übernimmt das Volkswirtschaftsdepartement. In Bern gibt der neue Bundesrat aus Gossau einen Empfang und wird von den Gossauer Lichtchläusen in voller Montur empfangen. Danach fahren der ganze Tross mit den Lichtchläusen in einem Sonderzug nach Zürich Oerlikon. Im Hotel International (heute Swisshôtel) wird dem Bundesrat ein wunderbarer Empfang gewährt, unter anderm mit einer Darbietung der Lichtchläuse. Ernst Brugger hat schon vor seinem hohen Amt als Bundesrat, die Chlaus-Gruppe Gossau als Sponsor finanziell unterstützt. Anbei ein Auszug aus einem persönlichen Brief vom Bundesrat Ernst Brugger, datiert vom 30. Dezember 1970 an die Adresse von Ernst Seiler:
«Lieber Herr Seiler.
Noch immer freuen wir uns über den für mich unerwarteten Besuch Ihrer Chlaus-Gruppe. Noch heute spricht man im ganzen Quartier davon. Ich möchte Ihnen für diese glanzvolle Idee herzlichen Danken und hoffe, Ihnen bei passender Gelegenheit auch einmal einen Gefallen tun zu können. Ich bitte Sie, meinen Dank auch an die übrigen Mitglieder der Gruppe, besonders auch an Herrn Hans Roos, zu übermitteln. Ihnen und allen Mitgliedern wünschen meine Frau und ich ein gesegnetes neues Jahr, viel Glück und Erfolg für Ihre Chlaus-Gruppe.
Mit freundlichsten Grüsse verbleibe ich
Ihr Ernst Brugger.»
In der reichen Stadt Patara lebte vor langer, langer Zeit ein Knabe, dessen Name war Nikolaus. Vater und Mutter starben leider an einer bösen Krankheit, dadurch weinte Nikolaus Tag und Nacht. Die Eltern hinterliessen ihm grossen Reichtum: Gold, Silber, Edelsteine, Ländereien, Schlösser und Paläste. Auch Pferde, Schafe, Esel und andere Tiere besass er. Doch er war trotzdem sehr traurig und konnte sich über seinen Reichtum nicht freuen. Seine Angestellten wollten ihn aufmuntern. Der Hofmeister anerbot sich, ihm seine Schlösser zu zeigen. Der Stallmeister wollte mit ihm auf den schönsten Pferden durch die Ländereien reiten. Der Küchenmeister meinte, er könne doch für alle reichen Kinder der Stadt ein köstliches Essen zubereiten.
Doch Nikolaus wollte von allem nichts wissen. Auch die Tiere spürten, dass er traurig war. Sie drängten sich zu ihm. Vom Weinen müde, wollte er sich schlafen legen. Da stiess er mit dem Fuss an einen Tonkrug, in dem viele Schriftrollen steckten. Eine davon ergriff er und begann zu lesen. "Da war ein reicher Mann, der lebte herrlich und in Freuden. Da war aber auch ein Armer, der lag vor seiner Tür und wollte nur Brotsamen die den Reichen vom Tische fielen. Doch diese gönnten sie ihm nicht. Es geschah, dass der Arme starb. Er wurde von den Engeln in den Himmel getragen. Auch der Reiche starb. Doch es kamen keine Engel, ihn zu holen".
Gleiche ich nicht dem reichen Mann in der Geschichte, dachte Nikolaus. Ich bin schön gekleidet und lebe im Überfluss. Die Bettler draussen beim Stadttor habe ich vergessen. Morgen will ich früh aufstehen und mich nach ihnen umsehen. Am Morgen schlich er sich zum Palast hinaus. Nach dem Stadttor fand er die Ärmsten der Stadt, zerlumpt, krank und elend. Als sie ihn erblickten, streckten sie die Hände entgegen. Nikolaus wollte in die Tasche greifen, doch an seinem bestickten Kleide gab es keine. Eilig löste er die schwere Goldkette vom Hals, zog den Ring vom Finger und gab es ihnen. Er schlüpfte aus dem Obergewand, dem bunten Rock, den Sandalen und verschenkte alles. Glücklich ging er nach Hause. Er war wieder fröhlich.
Nikolaus liess auf seine Kleider Taschen aufnähen. Vergnügt schlüpfte er in seinen, weiten, roten Mantel und spazierte am Abend durch den Garten. Er füllte seine Taschen mit Nüssen, Äpfel und Mandarinen. Erneut schlich er sich aus dem Palast, ging zu den Armen und verteilte alles. Mit 12 Jahren wurde Nikolaus weit weg in die Schule gebracht. Berühmte Lehrer unterrichteten ihn und unterwiesen ihn in der Heiligen Schrift. Wo er Not und Elend sah, gab er mit vollen Händen. Doch er machte dies jeweils im Verborgenen.
Als er einmal zum Gottesdienst in die Kirche trat, wurden die Worte verlesen, die Christus zum reichen Jüngling gesagt hatte: "Willst du mir angehören, so verschenke alles was dir gehört an die Armen". Über diese Worte hatte Nikolaus oft nachgedacht. Nun liessen sie ihn nicht mehr los. Er rief den Haushofmeister, befahl ihm Geld und Gut an die Armen zu verteilen. Denn er wolle sich aufmachen ins Heilige Land, wo unser Herr gelebt hatte. Nikolaus litt auf seiner Pilgerfahrt oft grosse Not. Bei allem Hunger blieb er aber stets fröhlich. Er zog durch das Land und predigte das Wort Gottes. Den Kindern erzählte er Geschichten aus der Bibel.
Eines Tages kehrte er in die Heimat zurück. In Myra war der alte Bischof gestorben. Als man Nikolaus erblickte fragte man, wer er sei. Ich bin Nikolaus ein Diener Christi, antwortete er. Da führte man ihn ins Gotteshaus und ernannte ihn zum Bischof. Als er wieder ins Freie trat, stand sein alter, grauer Esel vor der Tür. Von da an wurde er sein treuer Begleiter. Nikolaus sorgte für die Gläubigen wie ein Hirt für seine Schafe. In Zeiten der Gefahr predigte er den Christen an einsamen Orten und stärkte sie im Glauben.
An seinem Geburtstag kleidete er sich jeweils in den kostbaren Bischofsmantel und nahm den Hirtenstab zur Hand. Seinen Esel belud er mit einem schweren Sack. Der war gefüllt mit Äpfel, Nüssen, Mandarinen und Honigkuchen. Er schritt durch die Strassen und verteilte die Gaben und machte diesen Tag zu einem grossen Fest. Das hielt er so bis ins hohe Alter. Und als die Stunde kam da Gott ihn heimholen wollte, fiel ihm nur eines schwer, dass er sich von den Kindern trennen sollte.
Bischof Nikolaus starb am 6. Dezember 352.
Der Nikolaustag wird noch heute zum Andenken an Bischof Nikolaus gefeiert
und kündigt als Vorbote das Weihnachtsfest an.